Strombasierte nachhaltige Flugkraftstoffe (electricity-based sustainable aviation fuels, eSAF) können fossile Brennstoffe ersetzen. Sie gelten deshalb als Schlüsseltechnologie für die Defossilierung der Luftfahrt. Ihre Herstellung und der damit verbundene Markthochlauf stehen jedoch vor erheblichen Herausforderungen: Ermöglicht der STIP-Rahmen die Finanzierbarkeit von eSAF-Projekten? Wo bestehen Finanzierungslücken? Und welche politischen oder finanziellen Instrumente helfen, Hürden für den Markthochlauf nachhaltiger Flugkraftstoffe in Europa zu überwinden?
Hintergrund: STIP und der Investitionsbedarf für eSAF
Um die in der ReFuelEU Aviation- und der FuelEU Maritime-Verordnung festgelegten Quoten für nachhaltige Kraftstoffe zu erfüllen, sind umfangreiche Investitionen erforderlich. Doch trotz regulatorischer Fortschritte fehlen endgültige Investitionsentscheidungen (FIDs). Mit dem STIP baut die Europäische Kommission bestehende Instrumente aus und erweitert diese um einen doppelseitigen Auktionsmechanismus. Er soll Finanzierungsbarrieren abbauen und mehr Planungssicherheit bieten.
Austausch mit Entscheidungsträger*innen in Brüssel
In einer Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Politik, Industrie, Zivilgesellschaft und Forschung erörterte Felix Schmermer, Fachgebietsleiter PtX Policy & Markthochlauf im PtX Lab Lausitz die Auskömmlichkeit der vorgeschlagenen Finanzarchitektur. Impulse gaben Diane Vitry, Leiterin des Luftverkehrs bei Transport & Environment (T&E), Ourania Georgoutsakou, Geschäftsführerin von Airlines4Europe und Felix Wursthorn, Finanzexperte der Ineratec GmbH.
Da Regulierung und Finanzierung von eSAF maßgeblich auf europäischer Ebene gestaltet werden, luden der Leiter der PtX Lab Lausitz, Dr. Harry Lehmann, die federführenden PtX-Referent*innen Josephine Götze und Daniel Stähr die Expert*innen aus Politik, Industrie, Zivilgesellschaft und Forschung gezielt nach Brüssel ein. Im Zentrum europäischer Politik diskutierten die Vertreter*innen führender Industrieunternehmen sowie Personen aus Nichtregierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft so direkt mit politischen Entscheidungsträger*innen.
Stellungnahmen einzelner Podiumsgäste
Diane Vitry, Director Aviation, Transport & Environment (Original): „Unless the EU brings regulatory stability, strengthens financing mechanisms, and holds firm against calls to weaken ReFuelEU, Europe risks missing its own targets and losing leadership to the US and China. The solution is clear: deploy robust de-risking tools, reform SAF allowances, recycle some of the ETS revenues to support green e-fuels, and finally get these strategic projects to FID.”
Diane Vitry, Leiterin des Luftverkehrs bei Transport & Environment (Übersetzung): „Wenn die EU keine regulatorische Stabilität schafft, die Finanzierungsmechanismen stärkt und sich gegen eine Schwächung der ReFuelEU-Verordnung behauptet, läuft sie Gefahr, Ziele zu verfehlen und die Führungsrolle an die USA und China zu verlieren. Die Lösung ist klar: Es müssen robuste Instrumente zur Risikominderung eingesetzt, die SAF-Zertifikate reformiert, ein Teil der Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) – Climate ActionETS – zur Förderung nachhaltiger Kraftstoffe wiederverwendet und schließlich endgültige Investitionsentscheidungen (FIDs) getroffen werden.”
Felix Wursthorn, Corporate Finance Manager, Ineratec GmbH (Original): „Technology is not the real barrier that’s keeping e-SAF from scaling – the challenge today is getting the right framework and offtakes needed to secure financing for new projects. Solid e-SAF mandates alone are not enough to get projects to FID – we need targeted interventions aimed at unlocking offtake and investments.”
Felix Wursthorn, Finanzexperte der Ineratec GmbH (Übersetzung):„Die Technologie ist nicht das eigentliche Hindernis, das die Verbreitung von eSAF verhindert – die Herausforderung besteht heute darin, die richtigen Rahmenbedingungen und Abnahmevereinbarungen zu schaffen. Solide eSAF-Vorgaben allein reichen nicht aus, um Projekte zur endgültigen Investitionsentscheidung zu bringen – wir brauchen gezielte Maßnahmen, um Investitionen zu ermöglichen.“